Medronho aus dem Algarve
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Medronho aus dem Algarve. Ab und an ein Schnäpschen trinken, ist nicht das Schlechteste. Im Algarve sollte es ein Medronho sein!
Im Algarve wird auch gerne mal ein Likör oder Schnaps getrunken. Auf Märkten wird eine Vielfalt an Likören angeboten, die mit Feigen, typischen Kräutern der Algarve oder Johannisbrotfrüchten hergestellt werden. Aber der Medronho ist dann doch etwas ganz Besonderes.
Was ist der Medronho?
Der Medronho wird aus den Früchten des Erdbeerbaumes destilliert. Es ist eine alte Tradition vor allem im Monchique-Gebirge und in der Serra do Caldeirão, landeinwärts im Algarve gelegen.
Dort wachsen die Erdbeerbäume wild. Da der Medronho-Schnaps das bekannteste Produkt des Erdbeerbaumes ist, wird der Strauch oft als Medronho-Strauch bezeichnet.
Wann beginnt die Medronho Ernte?
Ab Oktober bis ca. Ende November werden die gelb-roten Früchte geerntet. Der Erdbeerbaum (Arbutus unedo)) aus der Pflanzengattung der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) wächst auf steiniger Erde.
Und so ist die Ernte im Gebirge nicht ganz ungefährlich. Auch dürfen nur die reifen Früchte geerntet werden um ein gutes Aroma zu erhalten.
Wer kein eigenes Land zum Ernten hat, erntet für andere Landbesitzer und wird oft, wenn er nicht selbst brennt, später mit dem fertigen Obstschnaps bezahlt.
Auch wenn mit den Früchten Liköre, Essig oder Marmelade hergestellt werden können, ist und bleibt der Schnaps doch das beliebteste Produkt.
So soll der im Algarve hergestellte Medronho zukünftig auch eine geschützte, geografische Bezeichnung erhalten.
Die Ernte beginnt sehr früh und wird normalerweise in Gruppen durchgeführt. Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn kommen zusammen, um den Erdbeerbaum von ihrem eigenen oder gepachteten Land zu sammeln.
Wer sonnige Arbutusbäume besitzt oder kennt, ist im Vorteil. Dort sind die süßesten Früchte, von Anfang an.
Die Destillateure interessieren sich nur für die feuerfarbenen Beeren, die den gewünschten Reifegrad erreicht haben. Eine der goldenen Regeln in diesem Stadium ist es, nur die reifen Früchte zu pflücken. Je reifer die Früchte, umso weicher wird der Schnaps.
Die Gärung des Medronho
Der biochemische Prozess der Umwandlung des Zuckers in Alkohol beginnt während der Erntephase, wenn der Medronho (Arbutus-Baum) in große Töpfe oder Tanks umgefüllt wird.
An einem Tag wird ein Teil hineingeschüttet, am nächsten Tag wird bei geringerem Volumen mehr Obst hinzugefügt, und so weiter, bis der Behälter voll ist.
Damit die Fermentation perfekt abläuft, reicht es jedoch nicht aus, einfach einen Eimer nach dem anderen zu schütten. Es ist wichtig, die Medronho-Masse feucht zu halten, da sonst das ganze Material sauer wird.
Sobald das Fass gefüllt ist und ein Gleichgewicht zwischen dem festen Material (dem Fruchtfleisch) und dem flüssigen Material (dem Most, der aus Fruchtsaft und Wasser besteht) besteht, beginnt der Medronho zu arbeiten.
Das bedeutet, dass er sich in der vollen Gärung befindet und diese 45 bis 60 Tage andauert.
Die Destillation
Am Ende jeder Saison versiegeln die Behörden die Kessel mit einer Stahlplombe, die erst in der folgenden Saison entfernt werden darf.
Nach dieser einleitenden Geste beginnt das Ritual des Waschens. Die Reinigung des Kessels und seines Kopfes ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erzielung eines guten Endprodukts.
Da der Destillierkolben aus Kupfer besteht, entsteht leicht das, was Destillateure Zinabre nennen, was nicht nur gesundheitsschädlich ist, sondern dem Getränk auch einen schlechten Geschmack verleiht.
Für einen 120-Liter-Kessel benötigt man etwa 100 Kilo Trester, etwas Wasser und einige Liter minderwertigem Branntwein, der in der letzten Phase der vorherigen Destillation gewonnen wird.
Nach dem Befüllen des Topfes kommt schließlich ein wesentliches Element für die Trennung von Alkohol und vergorenen Früchten ins Spiel: das Feuer.
Mit der Hitze des Feuers, beginnt die im Kessel befindliche Medronho-Masse Dämpfe freizusetzen, die in ein in den Stößel getauchtes Rohr, einen mit kaltem Wasser gefüllten Behälter, geleitet werden.
Beim Kontakt mit dem kalten Wasser verflüssigen sich die Dämpfe, und auf der anderen Seite des Stößels tropfen die ersten Branntweintropfen in ein Gefäß.
Dieser erste Tropfen, der als „cabeçada“ bekannt ist, ist noch nicht der gewünschte. Die Flüssigkeit, die wirklich nützlich ist, fließt einige Minuten später, wenn das Getränk zu fließen beginnt. Und das ist dann das gewünschte Endergebnis.
Interesse am Medronho destillieren?
Wer sich für das Destillieren des hochprozentigen Algarve-Schnaps interessiert, hat am kommenden Wochenende die Gelegenheit zuzuschauen, bzw. mitzumachen.
In der Casa do Medronho in Marmelete / Monchique-Gebirge finden regelmässige Workshops statt, bei dem es vor allem um die praktische Seite des Destillierens geht.
Nicht zu kurz kommt natürlich auch das Probieren des Medronho wie auch der Melosa (Medronho mit Honig versetzt) und anderen lokalen Spezialitäten.
Anmeldung und weitere Infos:
https://casadomedronho.com/